Hexerei im Fernsehen: Bringt Harry doch Zulauf für die Wiccas?
In Massachusetts, dem Staat in Neuengland (an der Atlantikküste im Nordosten der USA) wird derzeit heftig über Pläne für eine neue Reality-Show diskutiert: Das SciFi-Network will eine Art Hexenfernsehen im Big Brother-Stil ins US-Fernsehen bringen, bei dem unter dem Titel "Mad, Mad House" eine echte Hexe, ein Vampir, ein Yoga-Meister, ein Voodoo-Priester und eine Hellseher unter dem selben Dach leben sollen während ermittelt wird, wer von ihnen am abgedrehtesten ist. Als Reaktion gibt es heftige Diskussionen darüber, was eine solche Sendung aus der Hexerei machen würde - nicht zu letzt unter den Menschen, die sich selbst als neue Hexen, als Angehörige der neuheidnischen Wicca-Tradition sehen.

Emily May aus der Gegend von St. Paul in Minnessota kann ein Lied davon singen wie es ist, als Wicca zu leben. Nicht selten, erzählt sie, denken Leute angesichts des Pentagramms das sie am Hals trägt, dass sie eine Satansanbeterin wäre die in einem Keller voll lebender Ziegen und toter Hühner lebt. Menschen denken sie sei Böse, andere wollen unbedingt ihre Seele retten, was sie etwa so lächerlich findet wie andere ihren Hexen-Glauben. Irgendwie verbinden die Leute mit "Hexe" immernoch die hässlichen buckligen alten Frauen mit Warze auf der krummen Nase, und sind dann auch in diesen modernen anscheinend so toleranten Zeiten schockiert, wenn sie eine 23jährige hübsche junge Frau vor sich sehen. Die geplante Fernsehshow repräsentiert für sie all das was falsch ist an der Art wie Leute heidnische Religionen sehen, die auf einer spirituellen, manchmal magischen Sicht der Natur beruhen anstatt auf dem Glauben an eine bestimmte Gottheit. Sie startete eine Rundmail, die schliesslich auch im Internet-Forum der Stadt Salem, Massachusetts landete - dem Salem der Hexenverbrennungen das heute die Hexerei von damals als Touristenattraktion auslebt. Dort diskutieren nun seit Wochen alle Seiten eifrig mit - auch bekennende Christen.

Pastor Kenneth Stiegler von Salems Wesley Methodist Church etwa sagt er habe nur gegen wenige Aspekte der religiösen Praktiken der heutigen Hexen-Gemeinschaft in Salem etwas - er hält den Wunsch an dergleichen teilzunehmen allerdings für weniger spirituell als vielmehr durch das Fernsehen angeregt. In der Öffentlichkeit, wenn auch nicht in den Kirchen, sei das Hexenthema heute viel normaler als früher. "Wenn du vier oder fünf grosse Fernsehprogramme hast die alle mit Hexerei zu tun haben und du lange Schlangen hast die auf das nächste Harry Potter Buch warten, dann gibt es dadurch eben auch ein grosses Interesse mehr über die Hexen und ihren Glauben heute zu lernen."

Während für Leute wie Emily May da genau der Knackpunkt liegt, dass die Leute anerkennen sollen dass der Hexenkult eben mehr sei als Futter für Fernsehshows und Kinderbücher, sind andere, wie Shawn Poirier, Hexer aus Salem (siehe Bild), davon angetan und überlegen sogar an dieser Reality-Show teilzunehmen. Als ihn letzte Woche ein Reporter deswegen befragen wollte hatte er jedoch keine Zeit zu telefonieren, weil er grade damit beschäftigt war, einen "Zaubertrank zu mixen" - etwas was logischerweise dazu beiträgt dass seinesgleichen merkwürdig auf Leute wie uns wirkt, die statt Zaubertränken höchstens Cocktails mixen. - Was laut Poirier in Ordnung ist: Wer angepasst an den Mainstream sein wolle, sollte seiner Meinung nach das Wort Hexerei vermeiden, da Hexen nicht wie alle anderen sein wollten. Ist das so? Nun, je nachdem wen man fragt.

Ist die neue Popularität des Hexen-Themas, wozu Harry Potter ebenso beträgt wie Fernsehshows von Buffy über Charmed bis zu Sabrina, und die Tatsache dass dadurch auch die Allgemeinheit das Thema als normaler ansieht, etwas gutes oder schlechtes? Darüber scheiden sich die Geister, und nicht nur die Geister die die Spiritisten in ihren okkulten Sitzungen berufen. Auch die Anhänger neuheidnischer Richtungen sind darüber alles andere als einig.

Poirier, der letzthin als erster "Hexer" zum Vorsitzenden des Rats der verschiedenen Glaubensrichtungen in Salem gewählt wurde (zu dem auch Christen, Hindus und Moslems gehören), kann ein Lied davon singen. Es sind diejenigen die einen Grossteil ihrer Zeit damit verbringen, das Wort "Hexe" oder "Wicca" definieren zu wollen, mit denen er am ehesten aneinander gerät. Aber über Hexerei zu streiten, so Poirier, ist eben keine Hexerei. Hexerei sei, sein Leben nach den Regeln der Magie zu leben - auch wenn das heisst ins Fernsehen zu gehen um es sich und anderen zu zeigen. "Es gibt hier in Salem wunderbare magische Hexen und solche die etwa so magisch sind wie eine Kartoffel. Aber Hexerei war nie als religiöse Bewegung gedacht, und ich will nicht dass es mal zu einem Punkt kommt, wo es aus Kanon und Regeln und Liturgie besteht wie jede andere Religion auch."

Nun bin ich auf Eure Kommentare gespannt...
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Von MagisterForan 05:00 - (Link zu diesem Artikel)