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Harry Potter und der glanzlose Glum

(von Malte Weber)

3. In der Nocturngasse

Sie stellten das Motorrad vor der Buchhandlung Flourish & Blotts ab und gingen in die Nocturngasse. In einem düsteren Laden namens Malfutius ließ sich Hagrid ein Paket geben, was Harry draußen wartend durch das Schaufenster verfolgen konnte. Im Schaufenster selbst lagen allerlei merkwürdige Dinge, die Harry noch nie gesehen hatte und die seine Aufmerksamkeit auf sich zogen. Einige Gegenstände trugen Muster aus Totenköpfen, auf anderen war das Dunkle Mal zu sehen. Harry erschauderte, als er sich daran erinnerte, was er im vergangenen Jahr alles über das Zeichen Voldemorts gehört und gelernt hatte. Er musste an Neville Longbottom denken, dessen Eltern ihren Sohn nicht einmal erkannten, weil sie von den Todessern derart grausam mit dem Cruciatus-Fluch gefoltert worden waren, dass sie in einer Spezialklinik gepflegt werden mussten.

Endlich kam Hagrid wieder aus dem unheimlichen Geschäft heraus und sie gingen weiter.

„Ich muss da kurz noch rein, halt das hier bitte mal so lang“, sagte Hagrid zu Harry und drückte ihm das Paket in die Hand, bevor er eine glitschige Kellertreppe hinunter stieg und in einem für Hagrid viel zu kleinen Eingang verschwand. Harry wäre lieber mitgegangen, denn die düstere Gasse wurde ihm immer unbehaglicher. Die tiefhängenden Wolken waren dunkler geworden und ein kalter Wind wehte durch die enge Häuserschlucht. Harry fröstelte.

„Was macht denn der Schlammblüter-Freund in einer so finsteren Gegend“, hörte Harry eine bekannte Stimme hinter sich schnarren. Als er sich nach Draco Malfoy umdrehte, hatte dieser ihn bereits das Paket entrissen.

„Potter, Du hast doch wohl hier nichts gekauft? Das würde Dumbledore gar nicht gerne sehen, wo er Dich doch sonst so bemuttert“, feixte Malfoy mit bösartigem Grinsen. Doch bevor Malfoy sich an der Verpackung noch länger zu schaffen machen konnte, hatte Harry bereits seinen Zauberstab gezückt. Mit einem schnellen „Accio!“ brachte er Hagrids Paket wieder in seine Obhut. Malfoy blieb mit offenem Mund stehen. Dann hatte er sich wieder gefangen.

„Schade, Dich in Hogwarts nicht mehr sehen zu müssen“, sagte er händereibend. „Denn für Zaubern außerhalb der Schulzeit fliegst Du garantiert. Und dann auch noch in der Nocturngasse“, fügte er mit gehässiger Malfoymiene hinzu.

„Das wird er mit Sicherheit nicht“, ertönte da Hagrids kräftige Stimme.

Hagrid nahm die letzten Stufen mit einem Schritt und ging dann, einen Arm um Harry gelegt, mit ihm rasch in Richtung Winkelgasse davon. Harry drehte sich nicht um und war froh, wieder in der belebteren Winkelgasse anzukommen.

„Malfoy hatte...“ fing er an, Hagrid zu erklären. Doch der nickte nur verständnisvoll. „Wenn’s nötig war, war’s nötig“, brummte er. Sie stiegen wieder aufs Motorrad und starteten in die Senkrechte.

„Wohin fliegen wir jetzt eigentlich?“, fragte Harry, als sie wieder über den Wolken durch den sonnigen Himmel glitten.

„Wo bist Du eigentlich mit Deinen Gedanken - ich hab‘ doch schon gesagt, dass es zu Dumbledores Insel geht“, erwiderte Hagrid. Hinter Hagrids Rücken wurde Harry wieder rot.

„Dumbledore hat eine eigene Insel?“, fragte Harry hastig, um sich von seinen Gedanken an Cho abzulenken.

„Jep. Direkt vor Malin Head, dem nördlichsten Punkt Irlands“, erklärte Hagrid.

„Aber da fahren doch zahlreiche Touristen hin“, wunderte sich Harry.

„Mensch, die is‘ doch nich‘ ortbar, Harry. Die finden nich’ma‘ Zauberer, die nich‘ dahin sollen“, schüttelte Hagrid seine Mähne über Harrys Einfältigkeit.

Harry erinnerte sich daran, was Hermine im vergangenen Jahr über Durmstrang erzählt hatte und an das Quidditch-Stadion für die Weltmeisterschaft, dass mit einer Muggelabwehr ausgestattet war. Eine eigene Insel, die nicht entdeckt werden konnte - das war genau das, was zu Dumbledore passte. Harry freute sich darauf, Dumbledore zu sehen, doch es musste sich um etwas Ernstes handeln, wenn der Schulleiter von Hogwarts ihn bereits am dritten Tag aus den Ferien holen ließ. Doch darüber wollte er jetzt nicht nachdenken. Er genoss den Himmelsritt und ließ seine Gedanken in eine andere Richtung schweifen.

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