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Harry Potter und der glanzlose Glum

(von Malte Weber)

4. Kathleens Isle

 

Harry wusste nicht, wie lange sie geflogen waren, so tief war er in Gedanken versunken gewesen. Doch nun senkte sich das Motorrad langsam über einer kleinen Insel, kaum größer als Hogwarts und die umliegenden Ländereien. Unzählige von Grüntönen konnte Harry aus der Luft ausmachen, bevor sie vor einem kleinen Gehöft landeten. Hagrid stellte das Motorrad ab und ging schnurstracks über den mit pickenden Hühnern gefüllten Hof zu einer großen Eichentür, die offen stand. Harry folgte ihm.

Durch eine grob gepflasterte Diele ging es durch eine helle Buchentür in ein geräumiges Zimmer mit altem Holzfußboden, Bücherregalen an den Wänden und einem prasselnden Feuer im Kamin. Als Harry hinter Hagrid eintrat, flog ihm Fawkes, der Phoenix von Dumbledore, entgegen, um ihn zu begrüßen. Während Harry dem farbenfrohen Vogel über das Gefieder streichelte, wandte sich Hagrid an Dumbledore, der in einem dunkelblauen Bademantel, der mit goldenen Sternen bestickt war, barfuß an einem riesigen Massivholzschreibtisch saß. Hagrid unterhielt sich kurz leise mit Dumbledore, überreichte ihm das Paket aus der Nocturngasse und verabschiedete sich dann rasch.

„Ich melde mich in zwei Tagen um sechs Uhr abends“, sagte er abschließend zu Dumbledore. „Harry, mach es gut, vielleicht schick‘ ich Dir eine Eule von unterwegs. Schätze, Du wirst in den nächsten Tagen allerdings genug um die Ohren haben“, rief Hagrid Harry im Hinausgehen zu. „Und versuch‘ mal, Deinen Kopf wieder besser beieinander zu haben“, zwinkerte er Harry zu, der gedankenverloren Fawkes‘ Gefieder ansah und daran dachte, wie er den Phoenix das erste Mal in Dumbledores Büro gesehen hatte. Er würde auch nie vergessen, wie das intelligente Tier ihm den Sprechenden Hut und Gryffindors Schwert in die Katakomben unter Hogwarts Schlossmauern gebracht hatte.

„Hörst Du mir eigentlich zu?“, hörte er plötzlich Dumbledore fragen. Harry riss sich zusammen und suchte den Blick seines Schulleiters. Doch Dumbledore saß nicht mehr am Schreibtisch, wo Harry zuerst hinguckte, sondern hatte sich bereits durch den Wohnraum bewegt und sich neben einen Schaukelstuhl vor dem Kamin gestellt.

„Entschuldigen Sie, Sir, ich war gerade etwas geistesabwesend“, flüsterte Harry, dem es etwas peinlich war, Dumbledore nicht zugehört zu haben.

„Setz‘ Dich erstmal ans Feuer, Harry. Der Tee müsste gleich fertig sein und wir wollen doch die letzten Minuten der freien Ferienzeit genießen“, lächelte Dumbledore und deutete auf eine silberne Teekanne am Kamin. „Hagrid hat mir schon erzählt, dass Du etwas gedankenschwer bist, kann das sein?“, fragte der großgewachsene schlanke Mann mit dem langen weißen Bart und Haar, nachdem er sich in einen Lehnstuhl gesetzt hatte. Dabei wackelte er fröhlich mit seinen Zehen und wartete darauf, dass auch Harry Platz nahm.

„Tja, dann werde ich Dir unser Geburtstagsgeschenk für Dich besser schon jetzt holen - sonst seh‘ ich keine Chance, dass wir die nächste Aufgabe gemeinsam meistern“, sagte Dumbledore, als sich Harry gesetzt hatte und in die Glut starrte. Er trat zum Schrank und holte eine Schale hervor, wie Harry sie schon einmal im Büro des Schulleiters gesehen hatte.

„Nach all Deinen Erlebnissen in den vergangenen Jahren ist es kein Wunder, wenn Du manchmal kaum noch einen klaren Gedanken fassen kannst. Deshalb dachten Sirius und ich, dass Du dieses Denkarium ganz gut gebrauchen könntest. Es ist unser gemeinsames Geburtstagsgeschenk für Dich in diesem Jahr, aber ich denke, wenn er Dich jetzt so sehen würde, würde er es Dir ebenfalls schon jetzt gegeben haben. Ich habe es uns extra aus der Schweiz schicken lassen, wo sie die besten Denkarien der Welt machen. Du hast bei mir ja schon gesehen, wie es funktioniert. Wichtig ist, dass Du nie einen Gedanken ganz in das Denkarium ableitest, sondern immer noch einen kleinen Teil in Deinem Kopf behältst. So kannst Du immer eine Verknüpfung zu Deinen abgelegten Gedanken herstellen. Zum Ordnen der Erinnerungen und zum logischen Strukturieren und Zusammenfügen der einzelnen Gedankengänge ist ein Denkarium sehr praktisch. Aber wenn Du eine Erinnerung voll und ganz im Denkarium ablegst, kann es sein, dass Du nie wieder auf sie triffst, weil Du Dich selbst ja nicht mehr erinnern kannst, sie gehabt zu haben. Je mehr Gedankenkomplexe Du in Deinem Denkarium bewahrst, desto unwahrscheinlicher wird es, eine Erinnerung, die ganz hinein gerutscht ist, durch Zufall wieder zu finden. Denkarien haben nämlich kein Inhaltsverzeichnis“, schmunzelte Dumbledore und reichte Harry die Schale mit dem dampfenden Inhalt.

Der konnte sein Glück gar nicht fassen, so überwältigt war er von dem Geschenk. Ermutigt durch die Aussicht, seine vielen Überlegungen und Gedankenfetzen bald etwas besser im Griff zu haben, räusperte er sich zu einem Dank und einer Reihe von Fragen.

„Vie-Vielen Dank! Kommt Sirius auch noch her? Was ist das eigentlich für eine Insel, gehört sie Ihnen? Ist sie wirklich nicht ortbar? Und warum sollte ich aus dem Ligusterweg hierher...“, sprudelte es aus Harry hervor.

„Immer mit der Ruhe, Potter junior, eins nach dem anderen. Nun bist Du ja wieder so wissbegierig wie Dein Vater. Gut so. Er und seine Freunde konnten es auch nicht ertragen, Fragen ohne Antworten vor sich zu sehen. Zwei von ihnen erwarte ich in kurzer Zeit hier. Den dritten hast Du erst jüngst gesehen und er wird wohl kaum hier auftauchen.“ Harry erschauderte. Er dachte an Wurmschwanz, der seine Hand für Voldemort geopfert hatte und sich danach vor Schmerzen gekrümmt hatte, bevor Voldemort ihm eine silberne Hand anstatt gezaubert hatte.

„Die Gästeliste ist noch länger, aber lass Dich überraschen, Harry. Nun zu Deiner zweiten Frage, bezüglich dieser Insel. Es ist Kathleens Isle, benannt nach einer Jugendliebe von mir, mit der ich immer noch gelegentlich kommuniziere. Die Erschaffung dieser Insel war meine Abschlussarbeit an der Freien Magischen Akademie zu Derry, die am Höhepunkt von Voldemorts Schreckensherrschaft zerstört wurde. Meine Insel ist eines der wenigen Relikte, die an das Institut Keltischer Magie erinnern, an dem ich dort studierte. Das magische Kraftfeld der Insel ist allerdings nicht ganz so ausgereift, wie ich es heutzutage machen würde. Alle paar Monate muss ich mit der Insel umziehen und dafür geht fast ein ganzes Wochenende drauf. Aber ich bin sehr nostalgisch und hänge an ihr, mit all ihren Macken, die mir mittlerweile wohl nicht mehr passieren würden. Aber ich habe Kathleens Isle damals so gemacht und damit meinen Abschluss an der Freien Magischen Akademie zu Derry geschafft - und deshalb bleibt Kathleens Isle auch so, wie ich sie damals erschuf. Auch wenn ab und zu einige Reparaturen notwendig sind. Und weiter südlich als den fünfzigsten Breitengrad schafft sie es leider auch nicht, weil dann der Inseleigene Trinkwasserkreislauf ausfällt. Woran das liegt, habe ich immer noch nicht herausgefunden. Dafür habe ich es geschafft, dass sich hier alle Grüntöne Irlands finden lassen - und das will was heißen! Außerdem ist der Ausblick von den beiden Hügeln wunderbar und die Bäche sind alle unterschiedlich warm. Meine Insel - yapdada!“, strahlte Dumbledore und sprang vor Begeisterung ein wenig in die Höhe.

Harry mochte seinen Schulleiter schon immer, doch dies bestätigte einmal mehr sein Bild von ihm: Lebenslustig und brausebonbonsliebend, humorvoll, ausgelassen und scherzhaft auf der einen Seite (und das so lange und intensiv, wie es nur ging), doch andererseits ernst und umsichtig, vorausschauend, klug, weitsichtig und couragiert, wenn es darauf ankam.

Und langsam würde es wieder darauf ankommen, merkte Harry. Dumbledore atmete tief durch und zog sich zwei verschiedene Ringelsocken an.

„Die Insel ist nur von denen zu finden, bei denen ich will, dass sie sie finden. Ein kritischer Prüfer, der meine Idee einer magischen Insel mit eigenem Kraftfeld für nicht umsetzbar hielt, konnte sie zwei Drittel der zweimonatigen Prüfzeit nicht finden. Das gab zwar einerseits Abzüge der Gesamtjury, doch der kritische Prüfer gab mir Extrapunkte für besonders gute Unortbarkeit. Und vielleicht werden wir die gerade diesmal brauchen“, sagte Dumbledore und sein Blick verfinsterte sich ein wenig, als er neue Holzscheite auf das Feuer nachlegte, dass die Glutfunken nur so stoben. Harry merkte, dass er derzeit keine weitere Antwort erwarten konnte und nippte bedächtig an seiner Tasse Tee. Wieder hatte er eine Menge neues Gedankenfutter für seinen Kopf bekommen, doch in der Erwartung, sein Geschenk bald auszuprobieren, ließ es sich mit der geistigen Überfüllung zeitweise ganz gut leben.

 

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