Harry Potter und der glanzlose Glum
(von Malte Weber)
6. Die offensive Defensive
Es war ein beeindruckendes Bild als sich die Schwarmherde von Hippogreifen langsam Kathleens Isle entgegensenkte. Sechzehn Hippogreife verschiedener Farben landeten
langsam auf dem Hof, den die Hühner schon längst in Richtung Hühnerstall verlassen hatten. Mit ihren letzten Strahlen des Tages ließ die Sonne die Tiere majestätisch aufleuchten.
Nachdem die Hippogreife ausgaloppiert waren, sprangen Sirius Black und Remus Lupin von ihren Wegbegleitern ab, die sie abwechselnd bis nach Kathleens Isle getragen hatten.
Während Hermine und Harry den beiden entgegen rannten, um sie zu begrüßen, blieben die Erwachsenen wartend am Lagerfeuer stehen. Die beiden erkannten Seidenschnabel unter
den Hippogreifen und verneigten sich vor ihm, um auch ihn begrüßen zu können. Auch Seidenschnabel verneigte sich, und so näherten sich Hermine und Harry langsam, um ihm
seine mächtige Federpracht zu kraulen. Dann kehrten sie um, um Moony und Tatze zum Feuer zu begleiten. In diesem Moment begannen die ersten Sterne am Himmel zu funkeln.
Als die vier bei den Findlingen an der Feuerstelle angekommen war, nickten Fletcher, Figg, Lynch und Dumbledore kurz zur Begrüßung, doch dann fing Dumbledore gleich an zu sprechen.
„Freunde, es ist noch ernster, als ich dachte, als ich Euch zu mir bat. Das es schlimm ist, wissen viele, die von Voldemorts Rückkehr gehört haben. Wie schlimm es ist, habe ich
selbst bis vor kurzem nicht geahnt. Ich hatte Euch hergebeten, um von hier aus ein großes Nest von englischen Todessern in Derry mit vereinten Kräften auszuheben. Ich dachte, wir
könnten mit diesem Schritt dem Machtgewinn Voldemorts entscheidend entgegen wirken. Doch wir müssen den Plan fallen lassen, weil es wichtigeres gibt. Einer von uns wird
erpresst, und weiß noch nicht einmal etwas davon. Wir müssen zunächst diese Erpressung zurückschlagen, bevor wir so aktiv werden können, wie wir es eigentlich wollten.“ Harry
meinte, die Spannung in der Luft knistern zu hören, doch er besann sich, dass es das Holz im Feuer war.
„Harry, ich hatte Dir erzählt, dass Du durch Voldemorts Angriff eine Menge seiner Fähigkeiten erhalten hast, beispielsweise die Gabe des Parselmunds“, wandte sich
Dumbledore an Harry, der nun alle Blicke auf sich spürte. „Was ich bis vor kurzem nicht wusste, ist, dass Voldemort durch sein Erstarken ganz enorm mit Deinen Gedanken
verbunden ist. Ich hatte geahnt, dass er etwas von Deinen Gedanken mitbekommen kann, wenn es zu viele werden, deshalb haben wir Dir das Denkarium besorgt. Dadurch, dass Du
in Deinen Alpträumen so engen Kontakt zu Voldemort hattest, erschien es mir durchaus möglich, dass dies auch umgekehrt der Fall ist. Mit dem Denkarium reicht es nicht allein, es
ist vielmehr eine praktische Sache für Dich selbst. Hagrid ist unterwegs, um eine dauerhafte Lösung zu besorgen. Und hier auf Kathleens Isle kann Voldemort Deine Gedanken nicht
erreichen, falls sie sozusagen überlaufen sollten. Doch bevor ich alles durchdacht hatte, hat Voldemort schon gehandelt. Er hat in Deinen überlaufenden Gedanken Deine Gefühle für
Cho Chang entdeckt und sie entführen lassen. Er will unbedingt Deinen Tod und glaubt, Dich übertölpeln zu können, wenn Du Dich von Deinen Gefühlen hinreißen lässt. Einen
offenen Kampf mit Dir wagt er nämlich nicht mehr, seit er Deine Kraft beim Priori Incantatem gespürt hat. Nun müssen wir versuchen, den Anhängern Voldemorts die Falle
zu stellen, in die sie Dich locken wollen. Ich habe einen Plan, wie wir das schaffen könnten. Es wird nicht einfach werden, aber ich bin zuversichtlich, dass wir es schaffen werden. Das
Voldemort zur Zeit keine Gedanken von Dir lesen kann, sollte ihn nicht wundern, denn es kommt nicht häufig vor, dass die Gedanken so viel sind, dass sie überlaufen.“ Harry kam
sich elendig schlecht vor. Nicht nur, dass es an ihm lag, dass Dumbledores ursprünglicher Plan warten musste. Viel ekliger war das Gefühl, dass sein Erzfeind ab und zu Einblick in
einige seiner Gedanken bekam. Alle anderen in der Runde glaubten, sich vorstellen zu können, wie Harry sich fühlten musste, und sie sahen schweigend in die Flammen des herunterbrennenden Feuers.
Hermine ergriff Harrys Hand und drückte sie fest, ohne den Blick von den Flammen zu wenden. Harry ging es mit Hermines konstanten Händedruck allmählich besser. Es war, als
würde sie ihm so neue Energie und Freude übermitteln. Harry fing sogar an, sich ein bisschen glücklich zu fühlen und er war froh, dass er Hermine zur Freundin hatte und sie ihm
jetzt beistand. Er hätte nie gedacht, dass solche Kräfte in ihr schlummern, aber es war nicht das erste Mal, dass er sie unterschätzt hatte. Hermine gab ihm mit ihrem Händedruck ein
enormes Harmoniegefühl und er merkte, wie sich durch den konstanten Druck ein wärmendes Kraftfeld um sein Herz aufzubauen schien. Ron hätte das nicht so gut gekonnt,
aber Ron war ja auch keine Hexe, und erst recht nicht so eine brilliante wie Hermine.
„So, nach einem herzhaften Stück Wildschwein erkläre ich Euch meinen Plan“, unterbrach Dumbledore schließlich die Stille. Er zückte seinen Zauberstab wie ein scharfes
Tranchiermesser und säbelte für alle Anwesenden große Stücke von dem Wildschweinfrischling ab. Als alle satt waren, brachte er die Reste den Hippogreifen, die
mit ihren Schnäbeln auch die letzten Fleischreste von den Knochen nagten.
Dann warf Albus Dumbledore einen Blick auf den mittlerweile sternenübersäten Himmel, reckte sich und legte ein paar Äste aufs Feuer, bevor er wieder anfing zu sprechen.
„Vor allem ist wichtig, dass wir jeden nach seinen Fähigkeiten einsetzen können - deshalb brauchen wir einen Plan, in dem die Fähigkeiten eines jeden von uns enthalten sind, nicht
mehr, aber auch nicht weniger. Arabella, traust Du Dir zu, den glanzlosen Glum zu brauen?“
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