|
„Ein gewisser Vasco hat sich gemeldet und gesagt, er wolle sich um zehn Uhr mit Euch hinter dem Tor der Heimmannschaft auf dem Fußballplatz treffen. Bis dahin sind wir dann mit dem Essen fertig“, sagte er und verließ wieder den Raum. Hermine wunderte sich, dass Brockhoff Vasco nicht zu kennen schien, aber Harry meinte, dass es auch Tarnung sein könne. „Oder es liegt an diesem merkwürdigen Haus in der Katzenstraße. Ihr habt mir doch gesagt, dass Ihr Euch kaum an etwas erinnern konntet, als Ihr wieder heraus kamt“, bot Ron eine weitere Möglichkeit an. Harry und Hermine stimmten ihm zu. Sie hatten noch Zeit bis zum Abendessen und machten sich, stillschweigend und jeder für sich, wieder an ihre Arbeit. Harry mühte sich weiter durch seine Lektüre über die Freischaffenden, eine Art Zaubererorganisation, die jegliche Hierarchie ablehnte und versuchte, zumindest in ihrer Gemeinschaft darauf zu verzichten. Sie unterstützten sich gegenseitig, so gut es ging und hielten es für überflüssig, sich für Leistungen oder den Erwerb von Gegenständen Geld zu zahlen. Alles werde sich irgendwie wieder ausgleichen, das war zumindest ihr Ziel, so dass sich keiner selbst das Recht zugestand, allzulange nichts zu tun und nur von der Arbeit der anderen zu zehren. Jeder versuchte, nach seinen Fähigkeiten die Gemeinschaft zu bereichern, ohne dass dies je finanziellen Reichtum oder Profit zum Ziel hatte. Immer wieder waren die Freischaffenden von anderen Zauberern angefeindet worden, die wegen ihrer Gier nicht in dieser Gemeinschaft (wo sie gar nicht sein wollten), noch in der Koexistenz neben ihr (wo sie sich immer befinden würden) ausreichend befriedigt werden konnten. Harry schwirrte der Kopf, doch er las weiter, denn er meinte, langsam etwas zu finden. Es war vor allem der Neid auf das Glücklichsein der Freischaffenden, der dazu führte, dass sie immer wieder angefehdet und schikaniert wurden. Der Flackernde Funkenflug war von einem Freischaffenden entwickelt worden, um auf einem x-beliebigen Stock jeglichem Scharmützel so schnell zu entschwinden, dass die Verfolger nur noch flackernde Funken am Himmel wahrnahmen und kein Ziel mehr für ihre bösartigen Zauber fanden. Harry fiel es schwer, den genauen Zauber des Flackernden Funkenflugs zu verstehen, denn er war auf vielen Seiten unter den vielen Hinweisen und Beispielen für die Theorie des Freischaffenden-Lebens verteilt. Hätte Harry nicht derart viel Sympathie für diese Gesellschaftsform ohne Machtstruktur gehabt, wäre der Zauber ihm vollkommen verborgen geblieben. Doch so fand er zwischen dem Abschnitt über Gewaltverzicht einige Hinweise und der Beitrag über die Rolle des Künstlers in der Gesellschaft enthielt weitere. Immer, wenn er sich gerade besonders für einen Inhalt begeistern konnte, nahm er unterbewusst die Anleitung für den Flackernden Funkenflug wahr. Er vertiefte sich weiter in das Buch, doch kamen ihm die warnenden Worte Arthur Weasleys in den Sinn: „Traue nie einem Ding, das selbst denken kann, wenn Du nicht weißt, wo sein Gehirn ist.“ So etwa hatte es Mr. Weasley auch zu Ginny wiederholt, nachdem sie ungewollt die Kammer des Schreckens geöffnet hatte. Harry wollte sich von diesem Buch keiner Gehirnwäsche unterziehen lassen, andererseits interessierte ihn der Flackernde Funkenflug so brennend, weil er ihn an seine Flüge mit dem Feuerblitz erinnerte. Gerade als Harry meinte, den Flackernden Funkenflug fast vollständig verstanden zu haben, holte er kräftig Luft und sah seine beiden Mitstreiter an. Ron und Hermine waren tief in ihre Bücher versunken. Harry blickte zur Wanduhr und räusperte sich. Die beiden blickten verstört auf, doch Harry war erleichtert, dass sie sich von ihren Büchern lösen konnten. „In zehn Minuten gibt es Essen“, sagte Harry kurz und versuchte noch ein letztes Mal in sein Buch einzutauchen. In dem Kapitel, in dem es um die turnusgemäße Ablösung der einzelnen Räte ging, meinte Harry den letzten Schlüssel für den Flackernden Funkenflug gefunden zu haben. Er klappte das Buch endgültig zu und erhob sich zum Abendessen. Ron und Hermine, die ebenfalls aufgestanden waren, folgten ihm in die Küche. Dort war Frank Brockhoff gerade dabei, die große Steingut-Auflaufform aus dem Ofen zu holen. „Das ist ein schwedisches Festessen namens ‚Jansons frestelse’, was soviel heißt wie Jansons Versuchung. Neben Kartoffeln, Zwiebeln und Sahne ist auch eine Menge salziger Fisch drin“, erklärte er augenzwinkernd und schien sich auf den Genuss zu freuen wie ein Kind auf Weihnachten. Während des Essens unterhielten sie sich über Quidditch. [ Zurück ] - [ Zur Startseite ] - [ Weiterlesen ] |
|||||||||||||||||||||||||||||||
|
||||||||||||||||||||||||||||||||
|
||||||||||||||||||||||||||||||||
[01] [02] [03] [04] [05] [06] [07] [08] [09] [10] [11] [12] [13] [14] [15] [16] [17] [18] [19] [20] [21] [22] [23] [24] [25] [26] |
||||||||||||||||||||||||||||||||
|